Da es viele verschiedene Arten von Objektiven gibt, lassen sich diese hauptsächlich nach ihrer Brennweite (dem Bildwinkel) und ihrer Konstruktion (Festbrennweite oder Zoom) unterscheiden. Sie kommen in zahlreichen Bereichen der Fotografie und darüber hinaus zum Einsatz.
📸 Objektivtypen nach Brennweite und Bildwinkel
Die Brennweite in Millimetern (mm) bestimmt, wie viel von einer Szene im Bild erfasst wird (Bildwinkel) und wie stark Objekte vergrößert werden. (Die Angaben beziehen sich meist auf das Kleinbild-/Vollformat):
- Weitwinkelobjektive (bis ca. 35 mm):
- Eigenschaften: Großer Bildwinkel, erfassen viel von der Umgebung, betonen die Tiefe und sind oft anfällig für Verzeichnungen. Unter 24 mm spricht man von Ultraweitwinkel.
- Anwendung: Landschafts- und Architekturfotografie (um große Szenen und Gebäude komplett abzubilden), Innenaufnahmen, Street Photography und Astrofotografie.
- Spezialform: Fisheye-Objektive (meist 8–16 mm, bis zu 180° Bildwinkel), die eine starke tonnenförmige Verzeichnung erzeugen (für künstlerische Effekte oder Spezialanwendungen wie Panoramafotografie).
- Normalobjektive (ca. 40–60 mm, oft 50 mm):
- Eigenschaften: Der Bildwinkel entspricht in etwa der natürlichen menschlichen Wahrnehmung. Sie bieten eine realistische Perspektive.
- Anwendung: Porträts, Street- und Dokumentarfotografie, Alltags- und Reportagefotografie.
- Teleobjektive (ab ca. 70 mm):
- Eigenschaften: Kleiner Bildwinkel, holen weit entfernte Motive nah heran, komprimieren die Perspektive und ermöglichen eine gute Freistellung des Motivs vom Hintergrund (unscharfer Hintergrund). Objektive über 300 mm werden als Superteleobjektive bezeichnet.
- Anwendung: Tier- (Wildlife) und Sportfotografie (um weit entfernte oder schnell bewegte Objekte einzufangen), Porträtfotografie (meist 85 mm bis 135 mm, für eine schmeichelhafte Perspektive).
⚙️ Objektivtypen nach Konstruktion
Neben der Brennweite unterscheidet man Objektive nach der Verstellbarkeit ihrer Brennweite:
- Festbrennweiten (Prime-Objektive):
- Eigenschaften: Nur eine feste Brennweite (z. B. 50 mm f/1.8). Bieten in der Regel eine höhere Bildqualität, sind lichtstärker (kleine Blendenzahl wie f/1.4, f/1.8) und oft kompakter/leichter als Zoomobjektive.
- Anwendung: Wenn höchste Bildschärfe und Lichtstärke (z. B. für Aufnahmen bei schlechtem Licht oder geringe Tiefenschärfe) benötigt werden, z. B. in der Porträtfotografie, Street-Fotografie oder Reportage.
- Zoomobjektive (Variable Brennweiten):
- Eigenschaften: Deckt einen Brennweitenbereich ab (z. B. 24–70 mm oder 70–200 mm). Bieten eine hohe Flexibilität und machen den Objektivwechsel oft überflüssig.
- Anwendung: Reisefotografie (sogenannte Reisezooms mit sehr großem Brennweitenbereich), Events, Situationen, in denen schnelle Anpassung an verschiedene Motive nötig ist (z. B. Hochzeiten).
✨ Spezialobjektive
Es gibt auch Objektive für sehr spezifische Anwendungen:
- Makroobjektive (meist Festbrennweiten, z. B. 100 mm): 🛒
- Eigenschaften: Konzipiert für extreme Nahaufnahmen mit einem Abbildungsmaßstab von typischerweise 1:1 oder größer.
- Anwendung: Detailfotografie (Insekten, Blumen, Schmuck, Münzen).
- Tilt-Shift-Objektive (TS-Objektive): 🛒
- Eigenschaften: Ermöglichen die Verschiebung (Shift) und Neigung (Tilt) der optischen Achse, um die Schärfeebene und die Perspektive zu korrigieren.
- Anwendung: Architekturfotografie (Vermeidung stürzender Linien) und kreative Effekte (Spiel mit der Schärfentiefe, „Miniatur-Look“).
Dieses Video erklärt die verschiedenen Arten von Objektiven und ihre Einsatzgebiete: Welche Objektivarten gibt es? | Fotografieren Lernen.
Hier ist noch eine Liste mit den typischen Crop-Faktoren
der Kameras verschiedener Hersteller,
unterteilt nach ihren Sensorgrößen.
Es ist wichtig zu verstehen, dass der Crop-Faktor (auch Brennweitenverlängerungsfaktor genannt) angibt, wie viel kleiner ein Sensor im Vergleich zum Kleinbild-Vollformatsensor (36 x 24 mm) ist. Er wird verwendet, um die scheinbare Brennweitenverlängerung zu berechnen, die durch den kleineren Sensor entsteht. Eine 50mm-Brennweite an einer Kamera mit einem Crop-Faktor von 1,5x hat beispielsweise den Bildwinkel eines 75mm-Objektivs am Vollformat.
Vollformat (Full Frame)
- Sensorgröße: 36 x 24 mm
- Crop-Faktor: 1.0x
- Hersteller:
- Canon: EOS R, EOS 5D/6D Serie
- Nikon: Z-Serie, D-Serie (z.B. D850, D780)
- Sony: Alpha 7/9/1 Serie
- Panasonic: Lumix S-Serie
- Leica: M-Serie, SL-Serie
- Sigma: fp-Serie
- Pentax: K-1 Mark II
Beispielwerte:
Ein 50mm-Objektiv an einer Vollformatkamera hat den Bildwinkel eines 50mm-Objektivs.
Ein 200mm-Objektiv an einer Vollformatkamera hat den Bildwinkel eines 200mm-Objektivs.
APS-C (Advanced Photo System type-C)
- Sensorgröße: Variiert leicht zwischen den Herstellern, typischerweise um 23.6 x 15.7 mm (Nikon, Sony, Fuji, Pentax) oder 22.2 x 14.8 mm (Canon).
- Crop-Faktor:
- Ca. 1.5x:
- Nikon: Z DX, D-Serie (z.B. D500, D7500)
- Sony: Alpha-Serie (z.B. Alpha 6000-Serie)
- Fujifilm: X-Serie (z.B. X-T4, X-H2)
- Pentax: K-Serie (z.B. K-3 Mark III)
- Sigma: (einige Modelle)
- Ca. 1.6x:
- Canon: EOS R-Serie (z.B. R7, R10), EOS M-Serie, EOS Rebel/XXD/XXD Serie (z.B. 90D, 250D)
- Ca. 1.5x:
Beispielwerte mit 1.5x Crop-Faktor:
Ein 50mm-Objektiv hat den Bildwinkel eines 75mm-Objektivs (50mm * 1.5).
Ein 200mm-Objektiv hat den Bildwinkel eines 300mm-Objektivs (200mm * 1.5).
Beispielwerte mit 1.6x Crop-Faktor:
Ein 50mm-Objektiv hat den Bildwinkel eines 80mm-Objektivs (50mm * 1.6).
Ein 200mm-Objektiv hat den Bildwinkel eines 320mm-Objektivs (200mm * 1.6).
Micro Four Thirds (MFT oder M4/3)
- Sensorgröße: 17.3 x 13 mm
- Crop-Faktor: 2.0x
- Hersteller:
- Panasonic: Lumix G/GH/GX/GM/GF-Serie
- OM System (ehemals Olympus): OM-D, PEN-Serie
- Blackmagic Design: (einige Modelle, z.B. Pocket Cinema Camera)
Beispielwerte:
Ein 50mm-Objektiv an einer MFT-Kamera hat den Bildwinkel eines 100mm-Objektivs (50mm * 2.0).
Ein 200mm-Objektiv an einer MFT-Kamera hat den Bildwinkel eines 400mm-Objektivs (200mm * 2.0).
1-Zoll-Sensor (CX-Format / 1-inch type)
- Sensorgröße: 13.2 x 8.8 mm
- Crop-Faktor: 2.7x
- Hersteller:
- Sony: RX100-Serie, RX10-Serie
- Canon: PowerShot G X-Serie (z.B. G7 X Mark III)
- Nikon: (ehemals Nikon 1-Serie)
- Panasonic: (einige Lumix-Modelle, z.B. FZ1000)
Beispielwerte:
Ein 50mm-Objektiv (oft fest verbaut) hat den Bildwinkel eines 135mm-Objektivs (50mm * 2.7).
Ein 200mm-Äquivalentobjektiv hat einen realen Wert von ca. 74mm (200mm / 2.7).
Mittelformat (Medium Format)
- Sensorgröße: Variiert stark, typischerweise größer als Vollformat (z.B. 44 x 33 mm oder 53.4 x 40 mm).
- Crop-Faktor: <1.0x (z.B. 0.79x oder 0.64x, bezogen auf Kleinbild)
- Hersteller:
- Fujifilm: GFX-Serie
- Hasselblad: X-Serie, H-Serie
- Phase One: XF-Serie
Beispielwerte (bezogen auf 0.79x Crop-Faktor eines 44x33mm Sensors):
Ein 50mm-Objektiv an einer Fujifilm GFX hat den Bildwinkel eines 39.5mm-Objektivs (50mm * 0.79) am Vollformat, was einen weiteren Bildwinkel bedeutet.
Ein 100mm-Objektiv an einer Fujifilm GFX hat den Bildwinkel eines 79mm-Objektivs (100mm * 0.79).
Wichtige Hinweise:
- Spezifische Modelle: Die Crop-Faktoren sind an die Sensorgröße gebunden, nicht direkt an den Hersteller. Ein Hersteller kann Kameras mit verschiedenen Sensorgrößen anbieten.
- Objektivkompatibilität: Kameras mit kleineren Sensoren verwenden oft speziell für diese Sensoren entwickelte Objektive (z.B. APS-C-Objektive für APS-C-Kameras). Vollformatobjektive können an Kameras mit kleineren Sensoren montiert werden, nutzen dann aber nur den mittleren Teil des Bildkreises.
- Faktoren und Marketing: Der Crop-Faktor wird oft von Herstellern kommuniziert, um die äquivalente Brennweite im Vergleich zum Vollformat hervorzuheben.
Hier noch ein kleiner Vergleich!